Entstehung des III. Ordens
Franziskus erleuchtet und durchdrungen vom Geiste Gottes erkannte die Weisheit des weisen Mannes: „O Eitelkeit der Eitelkeiten! Alles ist eitel, außer Gott lieben und ihm allein dienen“. Nach dem Hören des Evangeliums „… weder Gold noch Silber, noch Geld im Gürtel haben ….“ war in Franziskus ja der Entschluss gereift, die Reichtümer zu verlassen. Franziskus ging in die Schule Jesu Christi und wusste aber auch, dass dies kein Irrweg ist, denn dafür bürgt das Wort: „Wer mir nachfolgt, der wandelt nicht in Finsternis“. Das Beispiel Franziskus machte Schule und so fühlten sich Jünglinge und ernste Männer hohen und niederen Standes zu Franziskus hingezogen. Franziskus wurde in seiner Lebensauffassung bestaunt und bewundert. 12 Brüder schlossen sich zunächst Franziskus an. Franziskus verfasste eine Regel für sich und seine Brüder, die 1209 von Papst Innozenz III. bestätigt wurde – Ursprung des I. Ordens – Franziskaner. Franziskus bezeichnete die Gruppe als die Minderbrüder.
Aber nicht nur bei den Männern machte das Beispiel des hl. Franziskus Schule, sondern auch bei der Frauenwelt. Edle, fromme und sittsame Jungfrauen empfanden ebenfalls ein heißes Verlangen, ein Leben in Gott, in Tugend und Heiligkeit zu führen, nach dem Vorbild des seraphischen Vaters. Die erste geistige Tochter des Heiligen war die heilige Klara, ein leuchtendes, liebliches Vorbild für jede kluge Jungfrau. Ihr folgten noch andere gleichgesinnte Mädchen, so auch die leibliche Schwester Agnes. Es entstand im Jahre 1212 der II. Orden des hl. Franziskus, die Klarissinnen.
Ein Sprichwort sagt: „Beispiele ziehen an“. Die Lebensweise des hl. Franziskus regte Verheiratete oder solche Personen, welchen durch ihre Lebensstellung oder Standespflichten es unmöglich war, wie Franziskus und Klara die Welt zu verlassen und im Kloster zu leben und ausschließlich Gott zu dienen, an, Franziskus um Rat und Hilfe in ihrem heiligen Verlangen anzugehen. Nach inbrünstigem Gebete zu Gott in dieser wichtigen Angelegenheit entwickelte Franziskus den Plan, seine Lebensweise nach klösterlichem Muster mitten in die christliche Welt, in die einzelnen Familien und Berufsstände zu verpflanzen. So entstand der III. Orden, wie auch aus den Lebensdaten des hl. Franziskus ersichtlich, im Jahre 1221.
Gleich nach dieser Gründung verbreitete sich der III. Orden in rasender Schnelligkeit; tausende baten um das Kleid des Dritten Ordens von der Buße. Noch zu Lebzeiten des Heiligen verbreitete sich der Dritte Orden über ganz Europa. Angehörige aller Schichten schlossen sich an. Es ist fast wunderbar, mit welch großer Zuneigung das Volk, ob hoch oder nieder, sich zu Franziskus hingezogen fühlte. Der Zulauf war so groß, dass einer der ersten Ordensbrüder einmal zu Franziskus sagte: „Warum läuft doch alle Welt dir nach?“
Der III. Orden fand auch Anerkennung und Wertschätzung an fürstlichen Höfen. So traten u. a. Kaiser, Könige, Kaiserinnen und Königinnen, Fürsten und Fürstinnen ein. Einige Beispiele:
- Kaiser Rudolf v. Habsburg und seine Gemahlin,
- Kaiser Karl V. und seine Gemahlin Isabella,
- König Ludwig IX. von Frankreich (der Heilige und Patron des III. Ordens) und seine Gemahlin,
- die hl. Elisabeth von Thüringen,
- die hl. Agnes von Böhmen.
Aber auch Männer der Wissenschaft und der Kunst waren im III. Orden, so z. B.
- Christoph Columbus,
- Dante (Dichter in Italien),
- der spanische Dichter Calderon,
- die Künstler Giotto, Michelangelo, Franz Liszt u.v.a.
Auch Päpste, Kardinäle, Bischöfe und Priester waren schon in frühester Zeit Tertiaren. Darunter waren z. B.:
- die Päpste Pius IX., Leo XIII., Pius X., Benedikt XV.,
- Kardinal Newmann,
- der Kardinal-Erzbischof von Paris.
Auch heute gehören Weltpriester dem III. Orden an, als Beispiel aus unserem örtlichen Orden:
- Prälat Norbert Przibyllok (früherer Finanzdirektor der Erzdiözese Bamberg),
- unser Bildungsbeauftragter Pfr. Wolfgang Tschuschke
- Pfarrer Jürgen Kalb,
- usw.
Mitglieder des III. Ordens waren auch
- der heilige Pfarrer von Ars,
- Johanna von Arc, die Jungfrau von Orleans.
Der I. Orden, den der hl. Franziskus gründete, spaltete sich im Laufe der Jahrhunderte und neben den Franziskanern wurden weitere Männer-Ordensgemeinschaften gegründet. So die Kapuziner (z. B. in Altötting) und die Minoriten (z. B. in Schwarzenberg).
Aber auch beim III. Orden sind viele eigene Ordensgemeinschaften entstanden. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass sich der III. Orden grundsätzlich in Gemeinschaften, die im Kloster leben, und den Weltleuten (wie wir) unterteilt. So gehören als Beispiel die Franziskusschwestern in Vierzehnheiligen, die Dillinger Franziskanerinnen in Bamberg, die Brüder des hl. Franziskus in Bamberg-Bug – sie haben keinen Priester in ihren Reihen – zum III. Orden, leben jedoch in klösterlicher Gemeinschaft.
Franziskanische Familie weltweit
Der III. Orden breitete sich in der ganzen Welt aus. All die erwähnten Orden, so der I., der II. und der III. Orden in seiner ganzen Vielfalt, bilden die Franziskanische Familie. Alle Mitglieder haben als Vorbild den Hl. Franziskus, er ist der Ordensgründer aller. Alle leben als Grundlage die Regel des Heiligen, wobei jedoch Überarbeitungen der Regel erfolgt sind. So wurde auch unsere derzeitige Regel am 24. 6.1978 durch Papst Paul VI. apostolisch bestätigt. Diese Regel ist für uns die von der Kirche gutgeheißene Lebensnorm und Lebensform. Über die Regel selbst ist ein eigenes Kapitel vorgesehen.
Im Jahre 1978 haben die deutschsprachigen Länder ihren Namen geändert und zwar in Franziskanische Gemeinschaft – Ordo Franciscanus Saecularis (ofs). Diese Namensänderung ändert aber am Status Orden nichts.
Die Regel wird ergänzt durch die Konstitutionen des OFS, die die Regel des OFS verdeutlichen und für die Mitglieder in unserem alltäglichen Leben anwendbar machen sollen, um gemäß dem Versprechen das Evangelium im Alltag zu leben.
Struktur des III. Ordens
Die örtliche Gemeinschaft ist Teil der Gemeinschaft auf der regionalen, nationalen und internationalen Ebene. Sie sind einander zugeordnet und verbunden gemäß den Normen der Regel und der Konstitution des OFS. Die Franziskanische Gemeinschaft – III. Orden – ist juristische Person in der Kirche. Jede – auch örtliche Gemeinschaft – kann aber auch juristische Person in zivilrechtlichem Sinne werden, wenn dies der Erfüllung der Aufgaben besser dient.
Alle örtlichen Gemeinschaften in Bayern, z. B. also die Gemeinschaft jeder Diözese, bilden die Franziskanische Gemeinschaft – Region Bayern. Die Region selbst wird, wie auch die örtlichen Gemeinschaften, von einem Vorstand geleitet; dieser besteht aus dem/r Vorsteher/in, Stellvertreter/in, Kassenverwalter/in, Schriftführer/in, Bildungsbeauftragten, wobei jede Gemeinschaft auch zusätzliche Personen in den Vorstand wählen kann. Ein weiteres beschließendes Organ ist das Regionalkapitel. Vor 1978 war die entscheidende Person im III. Orden der Drittordensdirektor, also ein Pater aus dem I. Orden. Die Änderung der Regel und der Erlass der Konstitutionen erfordert als geistlichen Leiter nun den „Geistlichen Assistenten“, der ebenfalls dem Vorstand angehört. Der geistliche Assistent muss aber kein Mitglied des I. Ordens sein, d. h. also, dass auch ein Weltpriester die geistliche Betreuung übernehmen kann.
Die Bundesrepublik Deutschland ist in mehrere Regionen eingeteilt. Delegierte aus den Regionen wählen den Nationalvorstand und den Nationalrat. Da, wie bereits erwähnt, die franziskanische Familie weltweit ist, gibt es schließlich die Internationals Franziskanische Gemeinschaft, deren Vorstand wiederum aus den Vertretern der Länder besteht und ein weltweit wichtiges Tätigkeitsfeld hat.
Datum: 04.01.2013
Autor: Andreas Röhrer