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Zusammenhang des III. Ordens mit dem Ordensgründer Franziskus

Stellt sich bei der Überschrift zu diesem Thema nicht die Frage: Ist dieses Thema nicht überflüssig, denn allein im Namen des Zusammenschlusses von Männern und Frauen im III. Orden des hl. Franziskus von Assisi ist doch die Antwort enthalten?

Es gibt natürlich einen Zusammenhang, sonst würde die Namensgebung III. Orden des hl. Franziskus falsch, irreführend und überflüssig sein.

Franziskus erkennt die Gruppe von Männern und Frauen in Assisi, er nennt sie die Brüder und Schwestern von der Buße der Stadt Assisi“, die sich ihm verbunden fühlt. Franziskus sah darin eine Verpflichtung und schrieb den Brief an die Gläubigen I, der wichtige Aufschlüsse über die zentralen religiösen Gedanken gibt, mit denen Franziskus das Leben der Brüder und Schwestern von der Buße formen wollte.

Dieser Brief eröffnet aber auch Blicke in das religiöse Innenleben des Heiligen selbst. Dies wird besonders bestätigt und ersichtlich aus dem apostolischen Bestätigungsschreiben von Papst Paul VI vom 24. 6.1978. In diesem Schreiben heißt es nämlich: „Der seraphischen Vater, der hl. Franziskus von Assisi, hat während seines Lebens und nach seinem beispielhaften Sterben nicht nur sehr viele angespornt, in der von ihm gegründeten Familie Gott zu dienen, sondern auch viele Laien dazu geführt, sich seiner geistigen Bewegung anzuschließen, sofern das außerhalb einer klösterlichen Gemeinschaft geschehen kann.“

Vergleichen wir den Brief an die Gläubigen mit unserer Regel (zu finden im Franziskanischen Gotteslob, Anhang nach Seite 264), so finden wir diesen Brief als Mahnung des hl. Franziskus an die Brüder und Schwestern von der Buße wieder. Hier schreibt der Heilige von „denen, die Buße tun“ und „<denen,>denen, die nicht Buße tun“.</denen,>

Alle, die Buße tun, die den Herrn lieben aus ganzem Herzen, aus ganzer Seele und ganzem Sinn, aus ganzer Kraft … „o wie selig und gebenedeit sind jene Männer und Frauen…“, denn auf ihnen wird der Geist des Herrn ruhen.

All jene Männer und Frauen aber, die nicht in Buße leben und den Leib und das Blut unseres Herrn Jesus Christus nicht empfangen und Laster und Sünden begehen … und die nicht beobachten, was sie dem Herrn versprochen haben: blind sind sie, weil sie das wahre Licht, unseren Herrn Jesus Christus, nicht sehen. Die geistliche Weisheit besitzen sie nicht, weil sie den Sohn Gottes nicht haben, der die wahre Weisheit des Vaters ist. …

Beim weiteren Vertiefen in diesen Brief I an die Gläubigen und unsere Regel ist festzustellen, dass hier der Zusammenhang des III. Ordens mit dem hl. Franziskus begründet liegt.

Der III. Orden ist also eine Bewegung der Geistigkeit und damit hat dieser seinen Platz in der Kirche. Er ist ausgerichtet auf die persönlich Heiligung. Seine Aufgabe besteht darin, dem Christen zur ständigen Bekehrung, der ständigen Umkehr, zu einem fortschreitenden Leben in Christus zu verhelfen. Die Brüder und Schwestern des III. Ordens – die Tertiaren und Tertiarinnen – werden nicht Klosterleute, sie bleiben Laien. Der III. Orden ist aber eine Schulung zur Vollkommenheit. Damit will die Kirche das Streben nach einer totalen und dem Laienstand entsprechenden Heiligkeit ermöglichen.

Die Heiligkeit ist ein Geschenk Gottes. Wir haben sie alle in der Taufe empfangen. Heiligkeit bedeutet das Leben Gottes, wie er es seinen Söhnen mitteilt. Wie ein Senfkorn muss dieses Leben wachsen, sonst läuft es Gefahr, zu ersticken. „Ihr also sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist“ (Mt 5,48). Heiligwerden umfasst alles, denn die Gnade muss das ganze Leben beseelen. Das Christsein verlangt folgeríchtig eine neue Art der Lebensauffassung und Weltanschauung. Der Christ denkt wie Christus, urteilt wie Christus und bemüht sich, Christi Willen zu tun.

Der Weg zur Heiligkeit ist kein Vorrecht der Priester und Ordensleute. Die Tatsche der Taufe und Firmung gibt jedem Christen das Recht und die Pflicht zur vollen Entfaltung des göttlichen Lebens; der Weg des Laien, der in der Welt durch Ehe, Arbeit, öffentliches Leben usw. verpflichtet ist, unterscheidet sich dabei lediglich artgemäß von dem der Priester und Ordensleute. Die Heiligkeit erlangen können wir durch und mit den Sakramenten, mit den Geboten und Weisungen der Kirche und auch durch die Zugehörigkeit zu Gemeinschaften, wie z. B. dem III. Orden, Bruderschaften.

Der Wunsch der ersten Brüder und Schwestern von der Buße an den hl. Franziskus wurde von ihm also so beantwortet, mit ihm gehen zu dürfen auf seinen Wegen der Nachfolge Christi, in dessen Namen er überall verkündete: Seid vollkommen. Franziskus brachte ihnen zum Bewusstsein, dass alle, wenn sie nur wollten, die christliche Vollkommenheit im eigenen Stand erstreben und erreichen können, ohne in ein Kloster eintreten zu müssen. Alle könnten durch ein Leben der Buße willige Werkzeuge in der Hand Gottes werden, bereit für jeden seiner Wünsche, bereit für jeden seiner Winke. Der III. Orden sammelt Menschen, die in ihrem Stand nach Vollkommenheit streben (Pius XII. am 1. Juli 1956).

In unserer Regel heißt es deshalb, die Brüder und Schwestern von der Buße machen auf Grund ihrer Berufung … ihr Denken und Handeln dem Beispiel Christi gleichförmig (Regel 2.7). Im Art. 1 der Konstitutionen ist ergänzend die Aufforderung enthalten: Alle sind zur Heiligkeit berufen. Aus der Regel und den Konstitutionen ergibt sich somit die Berufung .

Eines Tages wurde das Evangelium in der Kirche Portiunkula verlesen, das über die Aussendung der Jünger handelte. Für Franziskus war das, was ich will, das ist´s, das ich suche, das verlange ich aus innerstem Herzen zu tun.

In unserer Regel 2 ist für unsere Lebensweise festgehalten: Das Evangelium unseres Herrn Jesus Christus zu beobachten nach dem Beispiel des hl. Franziskus von Assisi, der Christus zur geistlichen Mitte seines Lebens vor Gott und den Menschen machte.

Damit schließt sich der Kreis des Zusammenhangs des III. Ordens mit dem Ordensgründer, dem hl. Franziskus.

Datum: 04.01.2013
Autor: Andreas Röhrer